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24. November 2021

Transformation der Versorgungssysteme im Klimawandel

Energie- und Wasserwirtschaft zeigt Mut zu Veränderungen und entwickelt Lösungen
Logo der gat|wat 2021 in Köln; © DVGW
  • Gasversorger treiben Wasserstoffwirtschaft voran
  • Wasserversorger arbeiten an erhöhter Resilienz
  • Praxisorientierte Forschung weist den Weg

Die Transformation unserer Versorgungssysteme im Zeichen der rasanten klimatischen Veränderungen duldet keinen Aufschub und ist zugleich eine hochkomplexe Aufgabe. Beides hat die Weltklimakonferenz in Glasgow erst kürzlich eindrücklich vor Augen geführt. Auf der gat | wat 2021 diskutiert die Branche Lösungen für eine Energieversorgung auf der Basis von dekarbonisierten Gasen und darüber hinaus über die Steigerung der Resilienz der öffentlichen Wasserversorgung angesichts spürbarer Klimaveränderungen.

Deutschland ist im Energiesektor einer der Vorreiter in der Weltgemeinschaft. „Dass der Kohleausstieg in Deutschland ein verbindliches Datum hat, ist als Erfolg für den Klimaschutz zu werten. Er darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch zukünftig die Energieversorgung resilient und zuverlässig gestaltet werden muss. Deshalb brauchen wir weiterhin molekulare Energieträger wie Erdgas und insbesondere klimaneutrale Gase. So läßt sich der eingeschlagene Pfad der Dekarbonisierung weiter beschreiten und mehr erneuerbare Energie in unsere Versorgung stabil integrieren. Mit beiden Infrastruktursäulen – dem Strom- und dem Gasnetz – erhalten wir ein zuverlässiges Gesamtsystem“, sagt der DVGW-Vorstandsvorsitzende Prof. Dr. Gerald Linke auf der gat | wat-Pressekonferenz in Köln.

Gasbasierte Klimaneutralität für die gesamte Wertschöpfungskette

Aktuell sei Deutschland noch nicht in der Lage, seinen Gesamt-Energiebedarf rein regenerativ zu decken. Lediglich 20 Prozent des Energiebedarfs in Deutschland werden durch Strom gedeckt – und davon stammt nur etwa die Hälfte aus erneuerbaren Quellen. Zu etwa 80 Prozent besteht der Energieträgermix aus Erdöl, Kohle und Erdgas. Nach Abschalten der Kohlekraftwerke können Gaskraftwerke zunächst einen Teil der entstehenden Versorgungslücke füllen. Weitere werden zugebaut werden müssen. Perspektivisch können sie mit klimaneutralen Gasen betrieben werden. Die technischen Verfahren zur Erzeugung, Transport, Verteilung und Anwendung zum Beispiel von klimaneutralem Wasserstoff sind verfügbar. Als rechtssichere Grundlage dafür stehen den Unternehmen bereits erste Technische Regeln des DVGW zur Verfügung. Weitere Praxistools für die Wasserstoffwirtschaft entwickelt der DVGW im Rahmen seines H2-Innovationsprogrammes.

„Die Gaswirtschaft ist auf dem Weg in das Wasserstoffzeitalter bereits ein gutes Stück vorangekommen. Weiterhin fehlen jedoch ordnungspolitische Rahmenbedingungen, die den Markthochlauf klimaneutraler Gase ermöglichen und eine wirtschaftliche Perspektive eröffnen“, resümiert Gerald Linke. Dazu zählen eine gesetzlich verankerte Zielgröße für klimaneutrale Gase im Gasmix, Anreize für Infrastrukturbetreiber sowie Boni für Endanwender, die klimaneutrale Gase zum Beispiel zum Heizen nutzen wollen. Gasbasierte Heizungssysteme sind nach wie vor mit den niedrigsten Verbraucher-Investitionen verbunden und ebnen so den Weg hin zu einem klimafreundlichen und sozialverträglichen Wärmemarkt.

Wasser als Grundelement von Leben und Wirtschaften schützen

Auch die Trinkwasserversorgung Deutschlands nimmt in Punkto Qualität und Zuverlässigkeit weltweit einen Spitzenplatz ein. „Dies ist keine Selbstverständlichkeit. Um das hohe Niveau zu halten, müssen wir unser Wasser künftig noch konsequenter als bisher vor den Auswirkungen des Klimawandels und zunehmender Schadeinträge schützen sowie einer alternden Infrastruktur vorbeugen“, appelliert DVGW-Vorstand Wasser Wolf Merkel.

Ein zentrales Instrument zur europaweiten Qualitätssicherung ist die neue EU-Trinkwasserrichtlinie, die spätestens im Januar 2023 in deutsches Recht umgesetzt sein muss. Der Referentenentwurf der Trinkwasserverordnung wird für das 1. Halbjahr 2022 erwartet. Der DVGW begleitet diesen Prozess eng. Im Rahmen von Forschungsprojekten beispielsweise werden die Auswirkungen von insbesondere neuen Qualitätszielen auf die Praxis der deutschen Wasserversorgung untersucht. „Unser Ziel ist, für die Wasserversorgungsunternehmen eine praxistaugliche Umsetzung der neuen Qualitätsanforderungen zu gewährleisten“, betont Wolf Merkel.

Wichtig ist weiterhin, dass so wenig Schadeinträge wie möglich in die Trinkwasserressourcen gelangen. „Stoffe, die nicht von essentieller Bedeutung, aber ein Risiko für die menschliche Gesundheit sind, sollten verboten werden, wie beispielsweise die Stoffgruppe der per- und polyfluorierten Alkylverbindungen (PFAS). Das Vorsorgeprinzip hat nach wie vor hohe Priorität und muss auch gelebt werden“, fordert Wolf Merkel und spricht sich klar gegen End-of-Pipe-Lösungen aus.

Der Klimawandel mit seinen ausgeprägten Wettererextremen wie Hitze, Dürrephasen, Starkregen und Hochwasser ist darüber hinaus ein wichtiger Anlass zu Handeln. Spürbare Veränderungen beim Wasserdargebot und dem Wasserverbrauch erfordern zunehmend Investitionen, zum Beispiel in größere Speicher oder Verbundleitungen und in genauere Prognose-Werkzeuge, um künftig frühzeitig auf Wasserstress-Situationen im Zusammenhang mit Hitze und Dürre reagieren zu können. Auch die wahrscheinlicher werdenden Starkregenereignisse erfordern eine höhere Resilienz unserer Wasserversorgungssysteme. Gemeinsam mit der Versorgungswirtschaft stellt der DVGW sich diesen Herausforderungen. Ein eigens implementiertes „Zukunftsprogramm Wasser“ soll insbesondere durch zielgerichtete Forschung helfen, die Wasserwirtschaft resilienter und zukunftssicher aufzustellen.

Die gat | wat wird nach Corona-bedingter Pause 2020 in diesem Jahr als Hybrid-Event in der Messe Köln und online durchgeführt. Die Leitveranstaltung der Branche führt Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Verbänden zusammen. Sie wird von einer Fachmesse begleitet, auf der Aussteller innovative Produkte und Dienstleistungen präsentieren. Ergänzend dazu werden in diesem Jahr erstmals auf einer virtuellen Plattform vom 25. Oktober bis 12. Dezember zusätzliche Vorträge sowie eine virtuelle Ausstellung angeboten.

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