Sensortechnik ermöglicht frühzeitiges Erkennen von Rohrschäden
Der Begriff Intelligente Wassernetze steht in der Praxis zurzeit vor allem für die Ausweitung von Sensortechnik verschiedenster Art mit anschließender Massendatenübertragung und -auswertung. Die Vernetzung unterschiedlicher System- und Datenquellen liefert weitergehende Erkenntnisse und effizientere Lösungen für den Betrieb von Wasserversorgungssystemen.
Die GELSENWASSER AG hat konkrete Ziele für eine bedarfsgerechte Umsetzung eines „intelligenten Wassernetzes“ in der Wasserverteilung formuliert. Diese beinhalten eine verbesserte Visualisierung der Betriebszustände, die optimierte Sammlung, Verdichtung und Auswertung von Massendaten sowie die Vernetzung bereits realisierter Einzel-/Teillösungen unter Anwendung selbstlernender Systeme. Darüber hinaus sollen Potentiale der weiter gehenden Onlinemessung, die operativ sinnvoll sind und dem Unternehmen einen nutzbaren Mehrwert liefern, identifiziert, bewertet und konsequent genutzt werden.
Die Leckageüberwachung stellt vor diesem Hintergrund einen ersten konkreten Anwendungsfall dar. Das in einem GELSENWASSER-Teilnetz implementierte System „LeakControl“ ist eine Kombination der erprobten Technologie der Zonenbilanzierung und einer eigens entwickelten Software, die mittels eines Algorithmus als Massendaten erhobene Durchflussmesswerte auswerten kann. Als Grundlage für die Bewertung der Daten dient ein kalibriertes hydraulisches Rechennetzmodel. Der Investition in ein solches System stehen die erwartete Reduzierung von Lecklaufzeiten und damit Wasserverlusten, ein geringerer betrieblicher Aufwand für die örtliche Eingrenzung von Leckagestellen sowie eine größere Transparenz der Betriebszustände gegenüber.
Mit dem Einsatz intelligenter, d. h. digitaler Wasserzähler kann diese Transparenz weiter erhöht werden. Sie ermöglichen unter anderem eine präzise Zonenbilanzierung, verbesserte Wasserbedarfsprognosen und ein aktives Wasserbedarfsmanagement durch angepasste Tarifmodelle. Die Entwicklung der gesetzlichen Rahmenbedingungen, die derzeit zum Beispiel das bedarfsgerechte Auslesen von intelligenten Zählern zum Teil einschränken, muss dabei allerdings beobachtet werden.
Der Mehrwert von Onlinemessungen der Wasserqualität ist dagegen noch zu konkretisieren. Derzeit ist die Umsetzung einer Messung etablierter physikalisch-chemischer Parameter wie z. B. Trübung, pH-Wert, Leitfähigkeit etc. zwar technisch möglich, aber mit vergleichsweise hohen Investitions- und Betriebskosten verbunden. Die online-Überwachung bakteriologischer Parameter gemäß Trinkwasserverordnung im Netz stellt einen vielversprechenden Anwendungsfall dar. Konkrete Lösungen für die Praxis sind allerdings derzeit noch in der Entwicklung.
In einer digitalen und vernetzten Zukunft werden auch für die Wassernetze in Deutschland vermehrt technisch fortschrittliche Lösungen einer datengetriebenen Systemüberwachung Anwendung finden. Dabei ist darauf zu achten, dass die IT-Sicherheit der kritischen Wasserinfrastrukturen ebenso wie die Handhabbarkeit bei der Umsetzung dieser zunehmend komplexen Lösungen immer eine wesentliche Rolle spielen muss.