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Hochwasserkatastrophe: Große Herausforderungen bei Instandsetzung der Gas- und Trinkwasserversorgung

Verein

26. August 2021

Luftaufnahme einer überfluteten Ortschaft
Seit der Flutkatastrophe steht der DVGW in engem Kontakt mit den Gas- und Wasserversorgern der betroffenen Gebiete. Ein Besuch unserer Kollegen vor Ort und die Berichte der Versorger aus dem Ahr-Tal bilden die Grundlage dieses Blogbeitrags. Wir erklären, warum der Wiederaufbau der Gas- und Trinkwasserversorgung schwierig und langwierig sein wird, obwohl mit Hochdruck daran gearbeitet wird.

Die Hochwasserkatastrophe hat in den betroffenen Gebieten entlang der Ahr enorme Schäden an der gesamten Verkehrs- und Versorgungsinfrastruktur verursacht. In zahlreichen Gemeinden ist die Infrastruktur für die Versorgung mit Gas und Wasser stark beeinträchtigt oder komplett zerstört.

Die Schadensituation ist sehr heterogen. Unseren Erkenntnissen nach gab es alles zwischen punktuellen Beschädigungen und dem kompletten Verlust von Gasinfrastruktursystemen. Auch Gasdruck-Regelstationen sind davon betroffen. Dort, wo die Gasinfrastruktur beschädigt wurde – etwa, indem einzelne Leitungen unterspült wurden – müssen aus Sicherheitsgründen Teilabschnitte vom Netz genommen werden. In Summe können diese Beschädigungen eine Versorgung mit Gas in den Herbst- und Wintermonaten problematisch werden lassen.

Wasserseitig kam es zur Zerstörung von Gewinnungs- und Leitungsanlagen. Ein Teil der davon betroffenen Leitungen hat eine Länge von mehreren Kilometern. Hinzu kommt, dass die Stromversorgung vielerorts ausfiel und auch durch Notstromaggregate nicht aufrechterhalten werden konnte. In diesen Fällen musste eine Notversorgung eingerichtet werden, z.B. mit Tankwagen oder mobilen Aufbereitungsanlagen bzw. Leitungen.

Um die Versorgung mit Gas übergangsweise wiederherzustellen, bieten sich Lösungen über Strom oder Flüssiggas an, das wir als Autogas oder vom Campingkocher kennen. Auf diese Weise können Teile des Gasnetzes wieder in Betrieb genommen werden, die augenblicklich - und wohl noch für längere Zeit - vom Netz getrennt sind. 

Überall dort, wo die Wasserinfrastruktur gravierend beschädigt wurde, konnte mit einer Behelfslösung ein Großteil der Bevölkerung wieder an die öffentliche Wasserversorgungangeschlossen werden.

Die Provisorien werden noch längere Zeit Bestand haben. Denn vor allem anderen muss geklärt sein, wo genau neue Gebäude und neue Verkehrswege die zerstörte Bebauung und Infrastruktur ersetzen werden.

Hierbei gibt es eine ganze Reihe von Herausforderungen, angefangen von der Beschaffung des passgenauen Materials, der Anlieferung und Lagerung vor Ort, über die Verfügbarkeit von Dienstleistern wie Brunnenbau- und Rohrleitungsbauunternehmen, bis hin zur Festlegung der Leitungstrassen. Diese ist deshalb so schwierig, weil es z.B. Verschiebungen durch hochwasserbedingte Bodenbewegungen gegeben hat.

Auch die Zugänglichkeit der Trasse für Baumaschinen und Bauarbeiter muss gegeben sein, ebenso wie die Vorbereitung des Einbaus und die kontrollierte Bettung der Rohrleitungen. Die Einmessung und Dokumentation ist auch für zukünftige Maßnahmen an den Leitungstrassen wichtig. Hierzu ist die intensive Abstimmung mit anderen Infrastrukturbetreibern notwendig. Dies gilt unter der Voraussetzung, dass die bisherige Infrastruktur orts- und dimensionsgleich wiederhergestellt werden soll. Andernfalls ist eine neue Raumplanung erforderlich, die noch aufwändiger und langwieriger ist.

Starkregen mit Hochwasser kann auch die Ressourcen der Wasserversorgung gefährden. Dies ist etwa dann der Fall, wenn Hochwasser durch überflutete Brunnenschächte in Grundwasservorkommen eindringt, aus denen Trinkwasser entnommen wird, und diese verschmutzt. Oder wenn die Flut in Sturzbächen schlammiges Wasser in Talsperren spült.

Starkniederschläge oder Fluten können verschiedenste Verunreinigungen des Wassers verursachen, die eine Gefahr für die Wasserressourcen darstellen können. Dazu zählen zum Beispiel Krankheitskeime aus zerstörter oder überlasteter Kanalisation und überschwemmten Kläranlagen. Auch Heizöl aus geborstenen Tanks, Kraftstoff aus fortgespülten Autos sowie Pestizide aus mitgerissenen Vorräten von Landwirten, die bei der Flutkatastrophe im Juli ins Wasser gelangten, stellen eine potenzielle Gefahr dar.

Ganz grundsätzlich gilt, dass die Wasserversorgung allgemein gegen Hochwasser meist gut geschützt ist. In Ausnahmefällen jedoch kann es zu Beeinträchtigungen des Trinkwassers bis hin zu einem temporären Ausfall der Trinkwasserversorgung kommen. Dafür gibt es verschiedene Ursachen: Rohrbrüche aufgrund von Unterspülungen können in einem Katastrophenfall ursächlich für Kontaminationen sein. Des Weiteren ist es möglich, dass als Folge gefluteter Brunnen oder Filteranlagen Aufbereitungsanlagen ganz oder teilweise ausfallen. Für einige Zeit kann dann kein einwandfreies Trinkwasser mehr über die Trinkwasserleitungen zur Verfügung gestellt werden.

Weitere Informationen

Wie funktioniert eigentlich die Gasversorgung in Deutschland? Oder die Wasserversorgung? Was muss ich rund um die Gas- und Wasserinstallation im Haus beachten? Unsere interaktiven Grafiken zeigen es Ihnen: von der Quelle bis zu Ihrem Gas- oder Wasserhahn.

Und wer sich für Fragen rund um die Sicherheit der Gas- oder Wasserversorgung interessiert, findet alles Wissenswerte auf unseren Webseiten "Technische Sicherheit Gas" und "Sicherheit Wasserversorgung".

Folgen der Flutkatastrophe; Artikel General-Anzeiger Bonn, 26.08.2021


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