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Trinkwassertalsperre – wie hier in Sachsen-Anhalt – stauen enorme Mengen Wasser.

01. Januar 2018

Massenentwicklung coliformer Bakterien

Massenentwicklung coliformer Bakterien in Talsperren – Ursachenanalyse und Konsequenzen für die Trinkwasserversorgung (W 201720)
Trinkwassertalsperre – wie hier in Sachsen-Anhalt – stauen enorme Mengen Wasser.; © AdobeStock.com/mrvisual
Forschungsprojekt
Projektbeschreibung

Projektlaufzeit: 01.2018 - 10.2021

Projektstatus: abgeschlossen

Förderkennzeichen: W 201720

Hintergrund und Ergebnisse

In den vergangenen Jahren kam es in verschiedenen Trinkwassertalsperren in Deutschland zu einer sprunghaften Massenentwicklung coliformer Bakterien in den Sommermonaten. Im Rohwasser traten oftmals Belastungen von mehreren 1.000 coliformen Bakterien pro 100 Mililiter auf. Dieses Phänomen stellt die Aufbereitung in den Wasserwerken vor eine besondere Herausforderung.

Die Auslöser der Massenentwicklung sind bisher unbekannt. Aus diesem Grund wurden in dem Projekt COLIFORM die Ursachen der sprunghaften Zunahme der coliformen Bakterien in Trinkwassertalsperren untersucht. Im Rahmen von Laborversuchen und einem Untersuchungsprogramm mit einem breiten Methodenspektrum an Trinkwassertalsperren wurden relevante Prozesse identifiziert werden.

Im Ergebnis hat sich gezeigt, dass es sich bei der Massenentwicklung coliformer Bakterien in Gewässern um einen Prozess handelt, der mit hoher Wahrscheinlichkeit in vielen auffälligen Talsperren bereits vor der Detektion mit der Umstellung des Untersuchungsverfahrens für coliforme Bakterien im Jahr 2003 aufgetreten ist, allerdings nicht detektiert wurde. Somit hat die Veränderung des Untersuchungsverfahrens einen natürlichen Prozess sichtbar gemacht, der die Trinkwasserversorgung hinsichtlich der Bewertung der Beschaffenheit des Roh- und Reinwassers vor neue Herausforderung stellte.  

Aus den Untersuchungen geht zudem hervor, dass die Massenvermehrung coliformer Bakterien bei stabiler Sommerschichtung stattfindet. Relevant sind insbesondere die Faktoren Temperatur und Verfügbarkeit bestimmter organischer Nährstoffe. Mit Hinblick auf die Klimaveränderung und steigende Temperaturen deutet sich eine zunehmende Vulnerabilität der Gewässer im Hinblick auf zeitweise hohe Konzentrationen coliformer Bakterien an. Mit zunehmender Konzentration coliformer Bakterien im Rohwasser steigt das Risiko des Nachweises coliformer Bakterien im Reinwasser nach Desinfektion und somit von Positivbefunden im Verteilungssystem. Grundsätzlich ist eine Anpassung der Aufbereitung und des Desinfektionsregimes unter Beachtung der Vorgaben der Trinkwasserverordnung möglich.

Die Identifizierung coliformer Bakterien und die hierauf beruhende Gesamtbewertung der hygienischen Situation sind somit von hoher Relevanz. Eine Massenvermehrungssituation in einer Talsperre sollte anders bewertet werden, als z. B. ein Eintrag über fäkal belastete Zuflüsse, Hochwasser oder Starkniederschläge. Dies sollte bei der derzeitigen Überarbeitung der UBA-Empfehlung für coliforme Bakterien aus dem Jahr 2009 berücksichtigt werden, insbesondere unter dem Gesichtspunkt, dass die zur Massenvermehrung befähigten Spezies vermutlich keine hygienische Relevanz aufweisen.  

Ansprechpartner
Bei Fragen zum Forschungsprojekt wenden Sie sich bitte an folgenden Ansprechpartner
Dr. Mathis Keller
Hauptgeschäftsstelle / Technologie und Innovationsmanagement

Telefon+49 228 91 88-727
Forschung zum Thema Ressourcenschutz